Die Armbrust im Haus erspart den Sicherheitsdienst // Geschichte der „Arma Diaboli“ im Neuen Gebäude des Nationalmuseums

In Jan Hřebejks 1999er Retrokomödie Pelíšky bekam sie ein Kind zu Weihnachten und man befürchtete Schlimmes. Denn was sollte eine Armbrust in den Händen eines Kindes schon Gutes anstellen? Heute ist die ursprüngliche Funktion der Armbrust als Kriegsgerät und Waffe für Stadtmiliz und Bürgerwehr Literatur. Wie auch die Bezeichnung „Waffe des Teufels“, auf die sich der Ausstellungstitel „Arma Diaboli“ bezieht. In unter Christen geführten Kriegen wurde die Armbrust vom Zweiten Laterankonzil weger ihrer Reichweite und Durchschlagskraft als unritterlich verboten, vermochte sie doch selbst aus weit entfernten Hinterhalten Kettenhemden und – dann zunehmend weniger – auch Rüstungen zu durchbohren.

Im 16. Jahrhundert wurde die Armbrust durch die Hakenbüchse weitesgehend von ihrer Funktion als Kriegsgerät befreit. Als für Schlachten ohnehin nur begrenzt und besonders für Scharfschützen geeignete Waffe, ist ihr bis heute eine Funktion als Jagd-, Sportgerät und Statussymbol erhalten geblieben. Anhand der zahlreichen, in Glasvitrinen und Setzkästen dargebotenen Ausstellungsstücke, lässt sich in der Ausstellung „Arma Diaboli“ die sozio-technische Evolution der Armbrust vom 15. bis 19. Jahrunderts nachvollziehen. Neben puristischen Exemplaren aus Schmiedeeisen, die die bevorstehende Erfindung des Gewehrs bereits erahnen lassen, finden sich fein verzierte, fast organisch wirkende Armbrüste aus Holz und Knochen, aus dem 16. und 17. Jahrhunderts, die zu den Luxusgütern der Renaissance zählten.

Aber auch auf den historischen Kontext des Waffengebrauchs geht die Ausstellung mit artverwandten Ausstellungsstücken und thematisch gegliederten Informationstafeln-Tafeln und Abbildungen ein. Karten und Fotos von Fundstellen auf tschechischem Gebiet wie den Felsen bei Schloss Ingrowitz (Skály u Jimramova) und dem touristischen Pflichttermin Schloss Křivoklát, an denen Teile von Armbrüsten, Pfeilspitzen und Spanner gefunden wurden, dokumentieren die Geschichte der Armbrust als Kulturgeschichte. Einer Karte der Fundstellen zufolge kulminierte diese vor allem im tschechischen Teil Mitteleuropas.

Was aber wäre die Armbrust ohne Geschosse und vor allem ohne Spannsysteme? Hier bietet „Arma Diaboli“ interessante Einblicke in die verschiedenen Schmiede- und Verschlusstechiken. Mechanische Hebel- oder Windesysteme wie die verzierte italienische Festungsarmbrust aus dem Jahr 1600 mit Englischer Windung und die sogenannte Deutsche Winde aus dem 16. Jahrhundert, mit deren Kurbel die Spannkraft über eine Zahnstangenwinde auf Bogen und Pfeil gleichermaßen verteilt wird, veranschaulichen, dass die Entwicklung der Armbrust einen Wettbewerb um die besten igeneurstechnischen Lösungen angestossen hat.

Nach den Bürgerwehren, den schiessenden Bruderschaften, den Duellen zwischen Bogen- und Armbrustschützen hat sich heute, neben einer ernstzunehmenden Sportart, ein in manchen deutschen Kommunen jährlich stattfindendes Volksfest etabliert, in deren Zentrum der unter Alkoholeinfluss getriebene Wille regiert, einen gekrönten Polystyrol- oder Holzadler von der Stange zu schiessen. Der Blick in die Ausstellung im Nationalmuseum verspricht einen nüchternen Blick auf die Ursprünge des sprichwörtlichen Bogenüberspannens.

Arma Diaboli, bis 1.5., Neues Gebäude des Nationalmuseums (Vinohradská 1), geöffnet: täglich 10-18Uhr, Eintritt inklusive Eintrittsgeld für die Ausstellung „Erfinder und Erfindungen“: 80 Kronen (ermässigt 40 Kronen), 28. und 29. März geschlossen, weitere Informationen unter http://www.nm.cz

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